10 Tipps für einen klimagerechten Garten

1. Pflanzenschutzmitteleinsatz reduzieren

In Deutschland gibt es rund 900.000 ha Gärten, in denen auch noch Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Wer Klima-, Arten- und Umweltschutz ernst nimmt in seinem Garten, der muss jetzt umdenken. Denn wer bei der ersten Blattlaus im Frühjahr sofort ein Pflanzenschutzmittel einsetzt, braucht sich eigentlich nicht zu wundern, dass in seinem Garten keine Insekten mehr sind. Denn vieles hängt in der Natur voneinander ab: erst muss der Tisch gedeckt sein, und wenn es genügend Blattläuse gibt, dann vermehren sich die Blattlausvertilger wie Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen und futtern die Schädlinge weg. Und wenn es leckere Blattläuse und Raupen im Garten gibt, kommen auch die Vögel wieder. Ist eigentlich ganz einfach, also decken Sie den Tisch mit ein paar Blattläusen, Raupen und vielen Blütenpflanzen, dann klappt das auch wieder mit den Insekten und Vögeln!

2. Lebensraum und Nahrung für Tiere schaffen

Insekten, Nützlinge, Wild- und Honigbienen und Vögel und Igel etc. kommen aber nur in echte Gärten, dort wo vielfältig-blühende Pflanzen gedeihen. Denn dort gibt es was zu futtern, dort können sie auch in einem wilden Eck, in vielen Ritzen und verstecken, unter einem Steinhaufen überwintern. Und noch mal zu den blütenbesuchenden Insekten wie z. B. Bienen und Schmetterlinge: die brauchen nun mal Nektar und Pollen, und beides gibt es nur in Blüten. Nicht auf Steinen!
Deshalb: Schotterwüsten auf Plastikfolien raus aus dem Garten vielfältige Bepflanzung rein in den Garten.

3. Mehr Wildheit wagen!

Gärten in Deutschland sind immer noch geprägt von Ordnung, Sauberkeit, geharkten Wegen, am Besten keinem „Unkraut“, viel Rasen, Kirschlorbeerhecke drumherum und nicht selten Steine auf Plastikfolie im Vorgarten. Das herbstliche „Gartenaufräumen“ ist sprichwörtlich wie der Gartenzwerg das Sinnbild dieser Idylle darstellt. Das ist überhaupt nicht notwendig, ganz im Gegenteil: Wagen Sie etwas mehr Wildheit! Aufgeräumte, stereotype Gärten sind langweilig für das Auge des Betrachters, und ganz besonders für die Tiere. Von Vielfalt kann man nicht genug haben im Garten, besonders viele ungefüllte, für die Insekten attraktive Blüten. Und es muss auch nicht immer alles akkurat zurückgeschnitten sein, das Falllaub kann auch mal liegen bleiben, und, ja, die Fugen dürfen auch mal begrünt sein . Schaffen Sie ein wildes, undurchdringliches Eck in der gartenecke, oder lassen Sie mal einige Quadratmeter des kostbaren Rasens mal 3 Jahre ungemäht, und schauen Sie, was dann passiert..
Und wer wagt sich, eine Brennessel in den Garten zu pflanzen und beobachtet dann, welche Insekten sich dann plötzlich einstellen?

4. Kreislaufwirtschaft - Ein „alter Hut“ ganz modern

Zur Düngung werden vielfach Handelsdünger herangezogen. Doch dieser muss erst produziert und dann in die Geschäfte gebracht werden. Je nach Dünger ist dies unterschiedlich energieaufwändig. Wie die statistische Auswertung von Bodenproben zeigt, sind die meisten Gärten ohnehin überdüngt, vor allem mit Phosphor und Kali. Eine Bodenanalyse hilft hier den Zustand des eigenen Gartenbodens festzustellen. In den meisten Fällen ist eine Kompostdüngung (3l/m²) ausreichend. Wird dieser Kompost im eigenen Garten produziert, schließt sich hier der Nährstoffkreislauf. Fällt einmal mehr Heckenschnitt oder anderes organisches Material an, so braucht auch dies nicht abtransportiert zu werden. Auch hier entsteht wieder ein geschlossener Nährstoffkreislauf, wenn Schnittgut gehäckselt wird und zum mulchen von Staudenbeeten benutzt wird oder in Form von Hügel- oder Hochbeeten wieder eingebaut wird.

5. Ein Bilderbuchrasen ist sehr energieaufwändig!

Einen ausgesprochen hohen Mitteleinsatz verlangt der „englische Rasen“, damit er immer schön grün und dicht bleibt: Düngen, Unkraut bekämpfen, wässern, vertikutieren, mähen, Rasenschnitt entsorgen. Die Idealvorstellung vom allzeit sattgrünen-dichten Rasen hat Ihren Preis: sie erfordert viel Aufwand, Pflege und Betriebsmittel (Wasser, Dünger, Herbizide, Maschinen+ Geräte) und ist einer landwirtschaftlichen Intensivkultur wie Mais, Raps oder ähnlichen durchaus vergleichbar. Und: die ökologische Wertigkeit eines Rasens ist deutlich geringer als beispielsweise die einer Blumenwiese.

Der intensive Rasen im Garten wird bei weiter zunehmender Klimaerwärmung und Trockenphasen sicher zu den Klimaverlierern gehören. Deshalb sollte man jetzt überlegen, ob man nur die für Sport, Spiel und Repräsentation benötigte Rasenfläche weiter intensiv kultiviert und die restliche Fläche extensiviert:

  • Mit einem Blumenrasen, einer Blumenwiese oder trockenheitsverträglichen Rasenersatzpflanzenkann man viel Arbeit, Energie und input einsparen und gibt der Natur so einen wertvollen Teil für die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren zurück.
  • Mulchmäher verwenden, damit der Rasenschnitt auf der Fläche verbleibt (geschlossener Nährstoffkreislauf, kein zusätzlicher Dünger notwendig!).
  • Rasenschnitt zum mulchen von Gemüse, Baumscheiben und Stauden verwenden.
  • Haben Sie ruhig etwas mehr Phantasie und mähen Sie doch einmal ein Labyrinth in den Rasen oder kleine, blühende Kunstwerke.

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6. Alles an seinem Platz- die richtige Standortauswahl macht’s:

Ebenfalls relativ aufwändig in der Pflege sind nicht standortgerechte Pflanzen. Stehen z.B. Pflanzen für halbschattige Standorte in der Sonne, so gehen sie zwar nicht sofort ein, müssen aber mehr gewässert werden. Außerdem sind alle Pflanzen, die keinen optimalen Standort haben, anfälliger gegen Krankheiten und Schädlinge. Dies führt dann zu einem höheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der analog zu den Düngemitteln zu bewerten ist! Standortgerechte, robuste Sorten tragen somit auch zum Klimaschutz bei. Das gleiche gilt für alle vorbeugenden, pflanzenstärkenden Maßnahmen wie z.B. dem Einsatz von Jauchen und Brühen und der gezielten Nützlingsförderung , die zu einem gänzlichen Verzicht von Pflanzenschutzmitteln führen können.

7. Ganz ohne Wasser geht es nicht – aber weniger tut’s auch!

Dass man kein aufwändig aufbereitetes Trinkwasser zur Gartenbewässerung einsetzen sollte, ist nicht nur eine Frage des Preises. Regenwasser in Tonnen oder Tanks gesammelt ist nicht nur kostenlos zu haben, sondern auch kalkfrei und damit für alle Kulturen bestens geeignet. Nebenbei sieht man auch anschaulich, wie viel Wasser verbraucht wird. Wählt man gezielt trockenheitsverträgliche Gehölze und Stauden, kann man das kostbare Nass dann vorrangig im Gemüsegarten und für Kübelpflanzen oder Balkonkästen verbrauchen. Wer trotzdem regelmäßig größere Flächen bewässern muss, sollte sich von seinem Rasensprenger verabschieden, der nach dem „Gießkannenprinzip“ arbeitet und ein Bewässerungssystem wählen, das das Wasser gezielt im Wurzelbereich abgibt. Tropfbewässerungssysteme arbeiten seit vielen Jahren mit bestem Erfolg weltweit in der Landwirtschaft und zunehmend mehr in Garten. Der Verbrauch der wertvollen Ressource Trinkwasser kann damit um 30 – 50 % gesenkt werden.

8. Vom Pflasterstein bis zum Gartenstuhl – Sie haben die (Aus-)Wahl!

Doch nicht nur Pflanzen finden sich im Garten, sondern auch Terrassenbeläge und Wegbefestigungen aus verschiedenen Materialien, Pergolen, Gartenlauben, Zäune und Gartenmöbel. Auch hier sollte die Frage lauten: Wo kommt das Material her, mit welchem Aufwand wird es produziert und transportiert? Warum muss es denn der Granit aus Indien sein, wenn sich z.B. wenige km entfernt ein Sandsteinbruch befindet? Holz als nachwachsender Rohstoff ist immer eine gute Alternative zu Kunststoff. Allerdings sollte er aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Auch hier ist zu berücksichtigen, dass Tropenhölzer eine weite Reise hinter sich haben. Heimische, gerbstoffhaltige Hölzer wie z.B. die Esskastanie oder Akazie, wären daher zu bevorzugen.

9. Eine bewusst klimafreundliche Entscheidung: Ferien im eigenen Garten

Nicht zu vergessen ist der Garten als klimafreundlich zu erreichende Urlaubsoase! Grenzt der Garten ans Haus, kann er ohne Energieaufwand jederzeit erreicht werden. Kleingärten liegen oft auch noch recht nah, so dass man zu Fuß oder mit dem Fahrrad dorthin gelangen kann. Damit ist der Garten ein „Urlaubsort“, der an jedem freien Abend, Wochenende und im Urlaub schnell erreichbar ist. Er bietet ein „Fitness-Programm“, Ruhemöglichkeiten, Spielraum für die Kinder und soziale Kontakte „über den Gartenzaun“, das Ganze ohne nervenaufreibende An- und Abreise und dadurch kaum CO²-Ausstoß! So günstig und umweltfreundlich kann man sonst nirgends Urlaub machen!

10. Workout im Garten - Handgeräte statt Maschinen!

Elektrischer Rasenmäher, Benzin-Aufsitzmäher, Motorkettensäge oder Motorfräse waren gestern! Heute macht Mann/Frau solche Dinge wieder mit den entsprechenden Handgeräten, und die haben allesamt einen hohen Fun- und Fitnessfaktor. Handsäge, Axt, Spaten und Rechen, und insbesondere der handbetriebene Rasenmäher zeigen einem spätestens am nächsten Tag, wie universell das Muskeltraining war, nämlich am Muskelkater!

Und wer es richtig authentisch mag: das absolute und ultimative neue Trend- Fitnessgerät für alle Gärtnerinnen und Gärtner ist die Sense: schweißtreibend, kräftezehrend, technisch anspruchsvoll, das ideale Ganzkörpertraining mit Muskelaufbaugarantie!

Und zu Guter Letzt: Garten macht glücklich, bietet für Körper, Geist und Seele gleichermaßen viel und gibt uns Ruhe und Kraft. Wir brauchen jeden Quadratzentimeter grüne Pflanzen, denn diese machen uns Sauerstoff, binden CO2, reinigen die Luft und kühlen unsere Umgebung und unser Wohnumfeld! Deshalb sollten die Gärten wieder dicht mit Pflanzen bestückt werden. Wohl dem, der sich sein eigenes Garten-Paradies pflanzt!

Fazit:

Um sich klimafreundlich in seinem Garten zu verhalten, gibt es also viele Ansätze. Das Schöne dabei ist, dass man sich nicht einschränken sondern nur bewusst auswählen muss, als Nebeneffekt gesundes, wohlschmeckendes Gemüse und Obst sowie einen schönen Garten erhält und das Ganze zudem wenig kostet. Da kann man dann mit bestem Gewissen den Grillabend genießen und sein eigenes Gemüse brutzeln!


Maßnahmen zum Klimaschutz im Garten im Überblick:
Grundsätzlich:

  • Produkte mit langen Transportwegen meiden, vor Ort produzierte bevorzugen
  • Produkte, die mit hohem Energieaufwand oder aus fossilen Brennstoffen hergestellt werden meiden, Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen bevorzugen.
  • Mit Energie und Wasser sparsam umgehen
    anstattjetzt
    Werkstoffen aus exotischen Ländern, z.B. Granit aus Indien

    Teak aus Indonesien
    Heimische Werkstoffe, z. B.
    Steine aus heimischen Steinbrüchen, Klinker, heimisches Holz
    Je nach Verwendung Hart- (z.B. Eiche) oder Weichhölzer (z.B. Fichte) aus Europa
    Gartenmöbel aus KunststoffGartenmöbel aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft
    Kauf von Obst- und Gemüse aus Mittelmeerländern oder ÜberseeObst- und Gemüse aus dem eigenen Garten oder von regionalen Erzeugern
    Einsatz von Handelsdüngern, insbesondere von VolldüngernKompostwirtschaft 3l/m² reichen meist aus!, Gründüngung, nur bei Bedarf (Bodenanalyse) gezielter Einsatz von Einzelnährstoffdüngern
    Abtransport von „Gartenabfällen“Verwendung von Laub, Heckenschnitt usw. für Hoch- und Hügelbeet oder zum mulchen
    Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, wie

    Fungizide


    Insektizide
    Verzicht auf Pflanzenschutzmittel durch standortgerechte Pflanzenwahl
    Pilzfeste Sorten, Pflanzenstärkung durch Pflanzenstärkungsmittel, gute Kulturführung usw.
    Nützlingsförderung, Gemüsenetze, Fallen
    Bewässerung mit TrinkwasserAuswahl trockenheitsverträglicher Pflanzen, Regenwasser sammeln und gezielt einsetzen, sparsame Bewässerungssysteme wählen
    Kesseldruckimprägnierte Pfähle (Energieaufwand, schwermetallhaltige Salze) und GartenhölzerPfähle aus gerbstoffhaltigen Hölzern wie z.B. Esskastanie oder Akazie, die ohne Imprägnierung auskommen
    Bindeband aus Kunststoff (aus Erdöl), Sisal, Bast (weiter Transport)Papierschnur aus recyceltem Papier mit und ohne Eisendraht


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