Nicht nur die Tiere des Zuchtbetriebes stammen aus Südfrankreich sondern auch das Stallsystem. Beeindruckt von der Zweckmäßigkeit und der einfachen, kostengünstigen Bauweise hat die Familie Kern diesen Stalltyp “importiert” und an die hiesigen Anforderungen bezüglich Schneelast angepasst.
Der Stall wurde 1991 gebaut und war ursprünglich als Tretmiststall ausgelegt, mit einem 2,5 m breiten Freßgang und einer 7,5 m tiefen Liegefläche. Die Grundfläche des Liegebereiches ist aber ohne jegliches Gefälle. Der Freßgang wurde täglich abgeschoben. Infolge der gestiegenen Tierzahlen und eigener Beobachtungen bezüglich einer tiergerechteren Haltung hat Herr Kern den Stall 2004 nach seinen Vorstellungen modifiziert. Aus dem Tretmiststall wurde ein Zweiraumlaufstall. Freßgang und Liegebereich (10 m) bilden jetzt die Liegefläche, die mit Gittern vom neuen Freßbereich (7 m) räumlich getrennt ist. | |
Der Stall ist in zwei Gruppen mit Mutterkühen unterteilt. An den Kopfenden steht jeweils eine Sonderbucht zu Verfügung. Der Kälberschlupf mit Kraftfutterautomat ist in der Mitte des jeweiligen Liegebereiches angeordnet, damit die Kälber diesen schnell von allen Seiten erreichen. Der Schlupf bietet eine interessante Lösung: mit ein paar Handgriffen lassen sich die Gitter so umstellen, dass eine separate Abkalbebox entsteht. Sollten einmal Probleme bei einer Kalbung auftreten, muss die Kuh nicht aus der Herde heraus selektiert werden und kann dann hier ungestört abkalben. Die Liegefläche wird entmistet, wenn die Tiere auf der Weide sind. Der neu angebaute Freßbereich, eine Art überdachter Laufhof, ist mit einer Gangbreite von 7 m sehr großzügig ausgelegt. Insgesamt steht im Durchschnitt jeder GVE 13 m2 Bewegungsfläche zu Verfügung. Frisches Stroh wird vom Futtertisch mittels eines Einstreugerätes in den Liegebereich geblasen, dabei wird auch der Freßgang mit einem dünnen Strohschleier überzogen, damit beim Abschieben des Mistes (alle 2-3 Tage) dieser auf der Mistplatte stapelfähig bleibt. Die Vielzahl der verteilten Tränkestellen ermöglicht den Tieren eine streßfreie Wasseraufnahme.
Nicht nur der Stall ist vorbildlich, sondern auch die Herde in einem hervorragenden Zustand. Die Familie Kern hat mit ihren Tieren schon viele nationale und internationale Preise auf Schauen errungen. Die letzten Trophäen gewannen sie auf der Auktion im Februar 2005 in Krefeld mit dem Körsieger der Auktionsbullen und dem Reservesieger bei den Altbullen. Im gleichen Monat haben sie bei der SIMA in Paris (unter Beteiligung von 120 Tieren aus 8 Nationen) in der Kategorie “Hornlos” den Gesamtchampion bei den männlichen und bei den weiblichen Tieren gewonnen. Darüber hinaus wurden sie als bester ausländischer Züchter ausgezeichnet.
Die Anfänge der Zucht lagen 1990 in dem Kauf von 5 Zuchtieren. 1995 waren bereits 60 Mutterkühe mit der Nachzucht im Betrieb. Nach Aufgabe der Milchviehhaltung 2000 hat der Betrieb sich ganz auf die Mutterkuhhaltung konzentriert und den Bestand kontinuierlich auf 100 Mutterkühe und 120 männliche und weibliche Tiere aufgestockt. Die Nachzucht wird vor allem auf Auktionen zur Zucht national und international vermarktet. Den weitesten Weg hatte bis jetzt ein Zuchtbulle, der nach Brasilien verkauft wurde.
Der rasche Aufbau eines züchterisch so wertvollen Bestandes, war nur über den gezielten Zukauf von Elitebullen, künstliche Besamung und Embryotransfer möglich. Seit 1995 liegt der Schwerpunkt der Familie Kern auf der Zucht von genetisch hornlosen Tieren. Heute sind bereits 70% der Herde genetisch hornlos.
Der Betrieb überzeugt nicht nur durch sein innovatives Stallsystem, dass einfach und kostengünstig ist, sondern auch mit seiner Herde, die sich bestens präsentiert. |