Flexitarier, Puddingvegetarier - Was verbirgt sich dahinter?

Stand: 01/06/2022
Das Thema Vegetarismus findet zunehmend öffentliches Interesse. Immer mehr Menschen verzehren ausschließlich oder überwiegend pflanzliche Lebensmittel wie Getreide, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen und verzichten auf Fleisch von Tieren und teilweise auch auf andere tierische Produkte, wie Milch oder Eier. Der englische Begriff vegetarian ist seit 1839 belegt und wird oft in Zusammenhang gebracht mit dem Wunsch nach einer alternativen Lebensweise, dem Streben nach einem gesundheitsförderlichen Leben, mit ökologischen Motiven oder mit ethischen Grundsätzen, z.B. keine Tiere zu töten oder zu quälen.

2021 bezeichneten sich laut den Ergebnissen der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse 7,5 Millionen Menschen selbst als Vegetarier. Der Ernährungsreport 2021 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gibt den Anteil der Vegetarier in Deutschland mit 10 Prozent der Bevölkerung an, den der Veganer, also der Menschen, die komplett auf Erzeugnisse tierischer Herkunft verzichten, mit 2 Prozent.

Vegetarische Ernährungsweisen variieren. So wird beispielsweise differenziert zwischen:
  • Ovo-Lakto-Vegetarier, die Milch, Milchprodukte und Eier verzehren,
  • Lakto-Vegetarier, die Milch und Milchprodukte verzehren,
  • Pesco-Vegetarier, die Fisch und Meeresfrüchte, meist auch Milch, Milchprodukte und Eier verzehren,
  • Veganer, die auf sämtliche tierische Produkte, i.d.R. auch auf Lederwaren verzichten.

Eine weitere Gruppe wird gerne etwas abfällig als „Puddingvegetarier“ bezeichnet. Was ist darunter zu verstehen?
Puddingvegetarier verzichten meist aus ethischen Gründen zwar auf Fleisch und Fisch, stellen aber ansonsten ihre - oft ungünstigen - Ernährungsgewohnheiten nicht um. So stehen weniger Vollkornprodukte und Gemüse auf dem Speiseplan als vielmehr Fertigprodukte und Süßigkeiten. Dadurch besteht die Gefahr, dass der Bedarf an essentiellen Nährstoffen nicht ausreichend gedeckt wird und gesundheitliche Probleme auftreten können.

Anders ist die Ernährungsweise der so genannten „Flexitarier“ zu bewerten. Flexitarier oder „Teilzeit-Vegetarier“ essen zwar Fleisch, das aber sehr bewusst und maßvoll. Auslöser für diese Ernährungsform ist oft ein gestiegenes Umwelt- oder Gesundheitsbewusstsein oder beides zusammen. Bei der Auswahl von Fleisch sind Flexitarier sehr anspruchsvoll. Sie wählen Fleisch von guter Qualität und achten z.B. auch artgerechte Haltung.
Im Grunde entspricht die flexitarische Ernährungsweise der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Fleisch und Wurst selten(er) zu essen und auf eine Menge von bis zu 300 bis 600 Gramm in der Woche zu begrenzen. Flexitarier legen darüber hinaus allgemein Wert auf ein abwechslungsreiche, ausgewogene Lebensmittelauswahl unter anderem mit reichlich Gemüse und Obst im Sinne der Empfehlung „5 am Tag“ sowie auf ausreichend Hülsenfrüchte und Vollkorngetreideprodukte.
Dass der Flexitarismus im Trend liegt, zeigt eine Forsa-Studie, die bereits mehr als die Hälfte der Deutschen zu dieser Gruppe zählt, ohne dass sich die meisten selbst so bezeichnen würden. Der Anteil derjenigen, die sich bewusst für diese Ernährungsweise entscheiden, wird in Deutschland mit knapp 12 Prozent der Bevölkerung beziffert.
Eine flexitarische Ernährungsweise kann auch der Einstieg in die vegetarische Ernährung sein.


Fazit

Flexitarier sind flexible Vegetarier, die ihren Fleischkonsum bewusst einschränken und möglichst wenig, nur selten und/ oder nur bestimmte Qualitätserzeugnisse von Fleisch essen. Sie stehen für einen gemäßigten, nachhaltigen und qualitätsorientierten Verzehr von Fleisch. Auch das Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutzaspekte sowie ein verstärktes Gesundheitsbewusstsein spielen bei der Wahl dieser Ernährungsform eine Rolle. Aus Sicht der Ernährungsberatung hat ein „Flexitarier“ einen ausgewogenen Speiseplan und ist mit Nährstoffen gut versorgt.
Hingegen widerspricht die Lebensmittelauswahl eines Puddingvegetariers sowohl den Grundsätzen eines „echten“ Vegetariers als auch den Empfehlungen der DGE. Gesundheitsförderliche Überlegungen bleiben außen vor.


Quellenangaben und weiterführende Informationen


Brigitta.Poppe-Reiners@dlr.rlp.de     www.Ernaehrungsberatung.rlp.de