Preiswürdigkeit von Futtermitteln (Rinder)

Stand: 08/10/2010
Autor: Detlef Groß, DLR Westerwald-Osteifel

Jahrelang war das Verhältnis der Preise verschiedener Futtermittel zueinander relativ stabil, so dass man als Landwirt die Vorzüglichkeit einzelner Futtermittel im Vergleich zu anderen nicht stets neu überprüfen musste. Mit dem Anstieg der Getreidepreise, aber auch der Soja- und Rapspreise sowie den in Zukunft zu erwartenden starken Preis-schwankungen hat sich die Situation grundlegend verändert. Es wird wichtiger als bisher werden, die Kosten der eingesetzten Futtermittel und möglicher Alternativen anhand aktueller Marktpreise zu vergleichen. Die Preiswürdigkeit ist der Wert eines Futtermittels, den es aufgrund seines Nährstoffgehaltes im Vergleich zu anderen hat. Bei der einfachen Divisionsmethode vergleicht man die Futtermittel nur bezogen auf den wichtigsten Nährstoff mit einem Standardfuttermittel – z.B. wird bei Energiefuttermittel der Preis eines Futtermittels umgerechnet auf Cent je 10 MJ, die das Futtermittel liefert, und dann mit den Kosten des Standard-Energiefuttermittels Weizen je 10 MJ verglichen. Bei Eiweißfuttermitteln ermittelt man die Kosten je g Rohprotein und vergleicht mit dem Standard-Eiweißfuttermittel Sojaschrot.Weizenkorn
Bei der Bewertung der Preiswürdigkeit nach der Methode Löhr berücksichtigt man zwei Nährstoffe, für Milchvieh erfolgt dies auf Basis der MJ NEL- und Rohproteingehalte. Entweder werden die notwendigen Austauschmengen von z.B. Weizen und Sojaschrot ermittelt, mit denen man ein kg eines Futtermittels ersetzen kann. Oder anhand der zwei Vergleichsfuttermittel Weizen und Sojaschrot, ihren Rohprotein- und Energiegehalten sowie ihren aktuellen Preisen werden Preisfaktoren für Energie und Rohprotein errechnet. Mit diesen Faktoren wird dann ermittelt, was z.B. Rapskuchen, Erbsen oder Gerste kosten dürften, um im Vergleich zu Weizen und Sojaschrot die beiden Nährstoffe Energie und Rohprotein preisgleich zu liefern.
Ist der aktuelle Marktpreis niedriger als der ermittelte Ver-gleichspreis, so ist es günstig, dieses Futtermittel einzusetzen. Liegt er höher, liefert es Energie und Rohprotein vergleichsweise teuer. Je höher der Eiweißgehalt eines Futtermittels, umso stärker reagiert es auf die Änderung des Sojaschrotpreises und weniger auf die Änderung des
Soja
Als Vergleichsfuttermittel werden meist ein Energiefutter - Weizen und ein Eiweißfuttermittel - z.B. Sojaschrot - verwendet.
Weizenpreises, bei einem eiweißarmen, energiereichen Futtermittel ist es umgekehrt. Somit hilft diese Berechnung der Vergleichspreise bei der Kaufentscheidung, den maximalen Preis zu finden, den man für einFuttermittel noch ausgeben kann.
Diese Berechnungsmethode gibt aber nur einen ersten Anhaltspunkt zur Preiswürdigkeit, denn natürlich spielen für den Wert eines Futtermittels außer Energie und Eiweiß eines Futtermittels auch andere Dinge eine Rolle, etwa der Gehalt an Mineralstoffen und Vitaminen (z.B. Carotin), ebenso wie besondere Eigenschaften, wie z.B. eine höhere Beständigkeit von Stärke im Pansen (Mais), aber auch die Schmackhaftigkeit eines Futters, die positive wie negative Effekte auf die Futter-
Weizenernte
aufnahme haben kann. Manche Futtermittel müssen auch in ihren Einsatzmengen aus verschiedenen Gründen begrenzt werden oder haben spezielle Sonderwirkungen.
Bei manchen Futtermitteln muss man wegen häufiger Inhaltsstoff- und Qualitätsschwankungen oder möglichen Verderbs einen Risikoabschlag vom errechneten Futterwert
nach Nährstoffen machen. Ebenso verursachen zusätzlicher Lager- oder Siloraumbedarf für eine weitere Komponente oder aber die schwierige Handhabung eines Futtermittels zusätzlichen Aufwand, den man mit Abschlägen vom Futterwert berücksichtigen sollte. Dies gilt vor allem für Feucht- und Saftfuttermittel.
Ebenfalls wichtig ist es, die Preise einheitlich, d.h. ohne Mehrwertsteuer und frei Trog bzw. Futtermischwagen zu vergleichen, also incl. Transport und Verarbeitung (z.B. Schroten).
Kuhstall
Die Berechnungen liefern nur einen ersten Anhaltspunkt zur Preiswürdigkeit, auch andere Eigenschaften wie z.B. die Schmackhaftigkeit spielen eine Rolle.
Entwickelt für trockene Kraftfuttermittel, kann die Preiswürdigkeitsberechnung nach der Methode Löhr zwar grundsätzlich auch für Grundfuttermittel angewendet werden, dabei ist aber zu beachten, dass die niedrigere Energiekonzentration der Grundfuttermittel hiermit nicht ausreichend berücksichtigt wird und diese somit etwas überbewertet werden.
Solche Einflussfaktoren werden umfassend im Rahmen einer Futterberechnung mit Optimierungsprogrammen für Futterrationen und –mischungen berücksichtigt.
In der Excel-Anwendung zur Preiswürdigkeitsberechnung sind die Eingaben in den gelben Feldern vorgesehen, in den anderen stehen Formeln.
Man kann die Vergleichsfuttermittel Weizen und Sojaschrot bei Bedarf auch durch andere ersetzen. Für verschiedene – änderbare - Preissituationen werden die Vergleichspreise einer Reihe von gängigen Futtermitteln errechnet. Auswahl und Inhaltsstoffe der Futtermittel sind änderbar, ebenso wie die Abschläge, die man für problematische oder aufwendig zu handhabende Futtermittel je nach Betriebssituation vornehmen möchte.
Bei den Saft-/ Feuchtfuttermitteln muss man die Gehalte an Rohprotein und MJ je kg TS eingeben sowie die TS-Gehalte in %, dies wird dann auf kg Frischmasse umgerechnet und der Vergleichspreis in €/dt Frischmasse ermittelt.
Bei einzusilierenden Futtermitteln wie z.B. Pressschnitzeln muss man auch den zu erwartenden Silierverlust einkalkulieren. Bei Gras- und Maissilagen wird auch auf Vergleichspreise je cbm umgerechnet – mit den oben aufgeführten Vorbehalten.
Die im oberen Bereich errechneten Vergleichspreise werden im unteren Teil noch einmal übersichtlich zum Ausdruck aufgeführt.

Futterwert_Loehr_Rinder08.xls
126 KB
Futterwert_Loehr_Rinder08.pdf
752 KB

Voraussetzung

mindestens Excel XP
adobe reader ab 7.xx
aktuelle Version hier
kostenlos erhältlich


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