Der richtige Rasenmäher

Vorbemerkung

Um es gleich am Anfang zu sagen: Rasen ist nicht gleich Rasen. Und ein gepflegter Rasen gehört zu den schwierigsten und aufwändigsten Kulturen im Garten! Denn nach der DIN 18917 werden die Rasentypen Zierrasen, Gebrauchsrasen, Strapazierrasen (Sportrasen) und Landschaftsrasen (Extensivrasen) unterschieden. Die Blumenwiese ist als Sonderfall des Landschaftsrasens zu sehen, mit besonderem Wert auf den Blühaspekt.

Rasenflächen im Garten sind von großer ökologischer Bedeutung, denn - ähnlich wie ein Baum – handelt es sich um eine produktive Sauerstoff-Fabrik, die im Gegensatz zu den Laubabwerfenden Gehölzen sogar ganzjährig „produziert“!. Rasen schützt den Boden vor Auswaschung von Nährstoffen, das Wurzelsystem hält den Boden fest und bewahrt ihn vor Erosion. Rasen reguliert durch die Verdunstung von Bodenwasser und Tau die Temperaturen und spendet im Sommer Kühle und Luftfeuchte. Zudem ist jede grüne Rasenfläche, so klein sie auch sein mag, eine Wohltat für das Auge.

Vor der Anschaffung sollte man sich also im Klaren sein darüber, wie intensiv der Rasen genutzt wird und welche Anforderungen an die Pflege gestellt werden.

Zur Geschichte

Die ersten Rasen wurden in England während des 18. Jahrhunderts als sogenannte „pleasure gardens“ in der Nähe der herrschaftlichen Schlösser angelegt. Diese meist sehr weitläufigen Landschaftsgärten wurden zuerst mit der Sense gemäht, was aber rasch zu aufwändig wurde. Mit zunehmender Beliebtheit der sich damals entwickelnden Rasensportarten wie Tennis, Fußball oder Rugby wurde stieg der Bedarf an kurz geschnittenen Rasenflächen – eine Maschine zum präzisen schneiden der Grashalme musste also her.
Ein findiger Textilingenieur hatte um 1830 die Idee, das Prinzip einer Schneidemaschine aus der Weberei, die nach dem Prinzip der feststehenden Klinge und einer rotierenden Spindel arbeitete, auf den Rasenmäher zu übertragen. Der erste Spindelmäher war geboren, ein Patent wurde angemeldet und weiterentwickelt, so dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon die ersten motorgetriebenen Geräte auf den Markt gebracht wurden. Die weitere Entwicklung ist bekannt.


Handgetriebener Spindelmäher
Detailansicht Spindelmäher










Fotos: © DLR

Einteilung der Rasenmäher

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Geräten und technischen Lösungen. Die Auswahl des richtigen Gerätes sollte nicht nur auf die Handhabung und die Leistung, sondern auch – wie oben beschrieben – auf die jeweilige Grünfläche und die Intensität der gewünschten Bearbeitung abgestimmt sein. Aus technischer Sicht lassen sich die Rasenmäher in verschiedene Gruppen in Abhängigkeit des Funktionsprinzipes einteilen:

Einteilung nach der Anordnung der Schneidewerkzeuge:
MäherFunktion-sprinzipBeschreibungEinsatzBeurteilung
Spindel-Scheren-prinzipauf einer rotierenden, horizontal gelegenen Spindel aufgebrachte Messer schneiden das Gras gegen eine feststehende KlingeSportplätze, Golfplätze, intensiver RasenSauberer, exakter Schnitt, Profigerät für höchste Ansprüche
Sichel-ab-
schlagen
Horizontal rotierende Messer schlagen Gras mit hoher Drehzahl abGebrauchsrasen, StrapazierrasenStandardgerät, Schnitt weniger exakt
Balken-Scheren-prinzipVgl. Motorheckenschere, feststehende und bewegliche MesserBlumenwiese, Wiese, hohes Gras, StreuobstwiesenExtensive Grünflächen mit hohem Gras und wenigen Schnitten

Balkenmäher
Benzinrasenmäher mit Fangkorb









Fotos: © DLR

Antrieb

Waren die ersten Rasenmäher noch handgetriebene Spindelmäher, so ist diese Antriebsvariante heute in den Gärten nur noch selten zu finden. Schade eigentlich, denn sie bieten dem Hobbygärtner eine gute Möglichkeit zu gesunder körperlicher Betätigung an der frischen Luft bei geringer Geräuschbelastung und ganz ohne Abgasemissionen! Bei den derzeit herrschenden Energiepreisen ein unschlagbares Argument, sicherlich nur akzeptabel auf Kleinflächen.
Die meisten Gartenmäher werden heute elektrisch betrieben. Eine weitere Innovation zur besseren Handhabung ist der Akkumäher, somit hat sich das lästige Hinterherziehen des Kabels erübrigt. Moderne Geräte sind in 1 Stunde aufgeladen und schaffen damit rund 300 qm. Für größere Flächen (< 500 qm) sind die robusten Benzinrasenmäher geeignet. Sie werden mit Zwei- oder Viertaktmotoren angeboten.
Alle handgeführten Elektro- als auch Benzinrasenmäher werden auch mit Radantrieb angeboten, was die Handhabung bei unebenem Gelände oder schweren Geräten deutlich erleichtert.
Wer noch größere Flächen mähen will und Spaß an der Technik hat, wird sich für einen Selbstfahrer entscheiden. Solche Rasentraktoren können eine lohnenswerte Investition sein für Flächen über 800 qm.
Neue Technik auch beim Rasenmäher
Zu erwähnen wäre hier 2 Innovationen, die besonders Technikbegeisterte Rasenfreunde begeistern: der Luftkissenmäher und der Mähroboter
Der Luftkissenmäher hat keine Räder, er „schwebt“ vielmehr auf einem durch ein Gebläse erzeugten Luftkissen. Angetrieben werden die sehr leichten Geräte von leistungsstarken Elektromotoren, denn es wird Energie gebraucht zum Mähen und für das Gebläse. Vorteilig ist die hohe Wendigkeit und Flexibilität, besonders am Hang und auf kleinen Flächen, nachteilig ist das herunterdrücken des Grases durch den Luftstrom oder durch das zusätzliche Gewicht eines Fangkorbes. Deshalb werden sie in der Regel auch als Mulchmäher angeboten.
Die bequemste Art, einen Rasen zu mähen ist derzeit mit dem Mähroboter machbar, frei nach dem Motto: „Ich mähe nicht mehr selber, ich lasse mähen“! Während sich der führerlose Mähroboter wie von Geisterhand ganz alleine über den Rasen bewegt, kann man entspannt auf der Terrasse sitzen und sein Feierabendbier genießen. Ausgestattet mit allerlei Technik, leistungsstarken Akkus und meist 3 Mulchmessern können die Geräte ohne Beaufsichtigung arbeiten. Mit einer Akkuladung können so Flächen bis zu 3000 qm gemäht werden. Nach getaner Arbeit fährt der kleine Helfer wieder brav zu seiner Aufladestation zurück, bis zu seinem nächsten programmierten Einsatz. Dieser hohe Grad an Technik und Service hat natürlich seinen Preis (ab 1000 € aufwärts), dafür zerkleinern die Geräte das Gras aber so klein, dass es nicht entfernt werden muss und als organischer Dünger dem Kreislauf wieder zugeführt wird. Technikbegeisterte Rasenfreunde gehen also geruhsamen Zeiten entgegen!


Arbeitsprinzip Sichelmäher:
Man beachte die starke mechanische Belastung und Abnutzung der Messer.
© DLR

Grundsatzfrage: Mähgut abtransportieren oder liegen lassen?

Kaum eine Frage entzweit Rasenfreunde mehr als diese! Die klassischen Sichelmäher sind alle mit Fangkörben ausgestattet, und jedes frisch gemähte Hälmchen wird von der Rasenfläche entfernt. Doch wohin damit? Meist wird der Rasenschnitt auf einen großen Haufen geworfen. Hier kann man in der Regel nicht von einer Kompostierung sprechen. In vielen Fällen wird aus dem eigentlich wertvollen organischen Material ein Abfallstoff! Sinnvoll und lagenweise kompostiert ergibt das einen wertvollen Humus für den Garten. Kleinere Mengen können auch als schnell wirkender Nährstoffquelle unter starkzehrende Strauchbeeren gegeben werden oder als Mulch zwischen Tomaten. Noch besser wäre es aber, das Mähgut dort zu lassen, wo es herkommt – und eigentlich auch wieder hingehört: nämlich auf der Rasenfläche! Denn so bleibt der Nährstoffkreislauf geschlossen, und es braucht keinen zusätzlichen Dünger! Das funktioniert natürlich nur dann, wenn das Gras sehr gut zerkleinert und fein verteilt wird, damit es schnell mineralisiert (verrottet) wird und als Dünger wieder zur Verfügung steht. Hierzu bietet der Handel sog. Mulchmäher (Sichelmäher) ohne Fangkorb mit speziellen Messern an. Auch Spindelmäher erfüllen diesen Zweck aufgrund der häufigeren Mähdurchgänge. Das belassen des Grases auf der Rasenfläche ist also nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern spart darüber hinaus Düngerkosten und macht weniger Arbeit!

Das bleibt festzuhalten
  • Ein perfekter Rasen wie aus dem Prospekt gehört zu den schwierigsten Kulturen im Garten. Entscheidender als teure Technik sind aber ein guter Standort sowie angepasste Kulturmaßnahmen.
  • Wer seine Ansprüche etwas reduziert, kommt mit deutlich preiswerterer Technik aus. Der Elektromäher ist hier für viele Bereiche ein Standardgerät.
  • Mulchmäher liegen ökologisch voll im Trend, der Nährstoffkreislauf bleibt geschlossen, das spart Zeit und Geld!
  • Freunde ausgefeilter und innovativer Technik kommen bei Luftkissenmähern auf ihre Kosten. Die momentan absolut geruhsamste Art des Rasenmähens bietet der Mährobotor: dem kann man entspannt von der Terrasse zuschauen, wie er sich abrackert.
  • Der absolute Gewinner nach Punkten aus ökologischer Sicht ist der handbetriebene Spindelmäher – zumindest für kleinere Flächen. In Zeiten explodierender Energiekosten benötigt er keinen Sprit, produziert keine Abgase, ist leise und hat den saubersten Schnitt! Und dem Rasenfreund beschert er darüber hinaus kostenlos eine figurfördernde sportliche Betätigung an der frischen Luft!


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